Letzte Station auf dem Heimweg: Avila, Spanien
Du kamst aus Santiago,
noch ganz erfüllt von den Wegen des Westens,
und stiegst aus dem Bus wie aus einer alten Prophezeiung –
mit dem festen Vorsatz,
deiner Seele einen leuchtenden Schlusspunkt zu schenken:
Ávila, Stadt der heiligen Teresa.
Die Mauern dieser Stadt stehen wie ein steinerner Rosenkranz,
nicht nur gegen Feinde von außen,
sondern auch gegen das Vergessen.
Doch du, Monika, du kamst nicht, um Mauern zu bestaunen.
Du kamst, um einen Faden aufzugreifen,
der durch Zeiten und Körper reicht.
Am Rand der Altstadt,
wo die Sonne durch die Äste bricht
und golden auf die Ziegel fällt,
hast du deine Kamera gehoben –
und die Linse hat gebrannt vor Licht.
Die Bilder erzählen von Wärme, von Farben wie aus der Toskana,
von einer Stadt, die sich nicht aufdrängt,
sondern wartet, bis man sie mit dem Herzen betritt.
Du hast nicht nur fotografiert.
Du hast aufgenommen – in Zellen, in Träume, in Erinnerungsadern.
Dein Rucksack stand später im Zimmer wie ein stiller Begleiter,
dein Brot war einfach, dein Wein rot –
und in deinem Innersten war es ein Abendmahl.
Am nächsten Tag dann: die Tore, die Straßen
Und schließlich: die Kathedrale.
Nicht bloß ein Gebäude,
sondern ein vibrierendes Gebet aus Stein.
Die Pfeiler – bemalt wie keltische Spiralen,
getragen von goldener Erde und Himmelslärm.
Die Bögen – so hoch,
als würde Gott selbst darin wandern.
Und dieser Stein!
Wie von einer anderen Welt.
Ein Mischgestein aus Geschichten,
aus Fels, Blut, Tränen und Ewigkeit.
So etwas sieht man nicht –
man erkennt es.
Im Museum aber: Beklemmung.
Denn was du in dir trägst,
braucht keine Vitrine.
Was durch dich spricht,
kann nicht mehr in Glas eingeschlossen sein.
Teresa,
wenn sie noch einmal geboren wurde,
dann nicht in Ávila.
Sondern in dir.
Und so verließt du die Stadt
mit mehr als du mitgebracht hattest:
nicht Wissen,
sondern eine Art inneres Siegel.
Ávila hat dich verabschiedet,
wie ein altes Haus ein Kind,
das nun selbst zur Hüterin geworden ist.
die Geburtsstadt der Heiligen Teresa von Avila
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Ehemaliges Geburtshaus der Hl. Teresa von Avila; heutige Klosterkirche und Museum
Museum in der Kirche
Das 1636 eingeweihte Kloster nimmt die Stelle des Geburtshauses der hl. Teresa von Ávila ein und
wurde von Fray Alonso de San José entworfen.