„Heimweg zwischen den Welten“
Avila war das Licht. Der Rest war der Weg.
Ich stand auf dem Platz von Avila, umgeben von steinerner Stille, und rief laut: „Ist das schön hier!“
Eine Frau mit Kamera, ein Rucksack, ein Staunen – für einen Moment war ich nur noch Auge, nur noch Herz.
Doch Pilgerschaft endet nicht am Altar.
Sie geht weiter – in Bussen, in Bahnhöfen, in Taxis, die einen wie eine heilige Fracht von Gleis zu Gleis tragen.
In Madrid wechselte ich den Bahnhof – hetzte, atmete, hetzte.
In Barcelona spielte der Taxifahrer klassische Musik, als wüsste er, dass meine Seele noch betete, während mein Körper schon wieder unterwegs war.
Dann Montpellier.
Eine Vermieterin, die „keine Lust“ hatte.
Ein Rucksack, der plötzlich schwerer wog als alle Steine von Avila.
Und dann – wie eine Fügung – ein Portier, der mich schon Stunden vorher in einem Café gesehen hatte.
Der mich erkannte.
Der mir ein Dachzimmer gab, als bräche er ein Gesetz der Gleichgültigkeit.
Deutschland. Die letzte Etappe. Der Sturz ins Leere.
Jede Bahn pünktlich. Jede Verbindung perfekt.
Doch dann, kurz vor Saarbrücken, spürte ich ihn:
Den Frequenzsturz.
Dieses unsagbare, dieses allen Feinfühligen bekannte Gefühl:
Man verlässt das Licht des Südens und fällt zurück in eine andere Dichte.
Deutschland. Nicht schlecht. Nur schwer.
Wie ein Mantel aus Blei.
Wie eine Oktave, die plötzlich tiefer schwingt.
Und dann: Schienenersatzverkehr.
Ein Bus.
Müde Gesichter.
Und ich, die wusste:
Der Jakobsweg war vorbei.
Aber der Weg in mir –
der war erst wach geworden.